80 Jahre Kriegsende in Ingolstadt

Gefangen in der NS-Vergangenheit

Wenn Aufklärung acht Jahrzehnte später beginnt

Herausgegeben von Agnes Krumwiede

 

80 Jahre nach Kriegsende bewegt sich Ingolstadt zwischen Gedenken, Verdrängung und Vergessen. Lebenslügen ehemaliger Nazis galten acht Jahrzehnte lang als Wahrheit. NS-Belastete konnten reibungslos ihre Karrieren fortsetzen, während Ingolstädter Gegner des Nationalsozialismus kaum gewürdigt oder vergessen wurden. Die Perspektiven von NS-Opfern und eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der Aufklärung der NS-Vergangenheit waren auch im 80. Jahr nach der Befreiung in Ingolstadt kaum ein Thema. Diese Fehlstellen wollen Juliane Günther, Agnes Krumwiede, Thomas Schuler und Martin Springfeld in ihren Texten kompensieren. Verdrängtes und Vergessenes kommt ans Tageslicht: Was geschah mit den Säuglingen von Zwangsarbeiterinnen im gelben Haus in Gaimersheim? Welche NS-Verbrechen wurden am Städtischen Krankenhaus verübt und wer waren die Haupttäter? Welche Perspektive haben Angehörige und Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt auf die vergangenen Jahrzehnte nach der Befreiung? Welche Faktoren verhinderten in Ingolstadt die Aufklärung der regionalen Verstrickungen in NS-Verbrechen? Dieses Buch schließt an kritische Texte über Ludwig Liebl, Josef Listl, Wilhelm Reissmüller und Lambert Friedrichs in „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer, Band 17“ an und ist ein Beitrag zur Aus­ein­an­dersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen in Ingolstadt.

Agnes Krumwiede, die Herausgeberin dieses Buches, ist Diplom-Musikerin mit Konzertexamen in Klavier und war während ihres Studiums Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Von 2002-2009 arbeitete sie als freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion des Donaukuriers und beim Bayerischen Rundfunk. Von 2009-2013 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN. Sie ist seit 2020 Mitglied des Ingolstädter Stadtrates. Seit 2021 unterstützt sie als freie Mitarbeiterin das Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ am Stadtarchiv Ingolstadt.

 

7Zum Geleit
von Wolfgang Proske
9Einleitung: Ingolstadt zwischen Gedenken, Verdrängen und Vergessen
von Agnes Krumwiede
19Auf dem Dürrnhof – Richard Scheringer und seine Freunde 1924–1945
von Agnes Krumwiede
46Pionierin in Ingolstadt – Marieluise Fleißer
von Thomas Schuler
56„Für 1968 das versprochene Opus über mich! Sonst bin ich Ihnen böse.” Der Verleger und die Schriftstellerin: Wilhelm Reissmüller und Marieluise Fleißer
von Thomas Schuler
60„Ich erinnere mich noch der sehnsüchtigen Jahre in der kleinen, toten Stadt“ – Die Wiederentdeckung von Paula Schlier in ihrer Heimatstadt Ingolstadt
von Agnes Krumwiede
73„Befreien Sie Ingolstadt von dieser Erblast!” Theodor Straub und seine großen Verdienste gegen das Vergessen – Charlotte Janis-Herman über die Vertreibung ihrer Familie aus Ingolstadt
von Thomas Schuler
88„Die Nazis schlafen nicht!“ Zwischen Kontinuitäten und Gedenken – Deutsche Sinti in Ingolstadt
von Agnes Krumwiede
112Die Lebensgeschichte von Karl Fröhlich
von Agnes Krumwiede
123Keine „Hexenjagd“ – Defizite der Entnazifizierung in Bayern
von Martin Springfeld
135Anton Rothenanger und sein Sohn Karl
von Agnes Krumwiede
157Schicksale von zwangssterilisierten Personen aus dem Raum Ingolstadt
von Juliane Günther
186Auf den Spuren der vergessenen Kinder – Nationalsozialistische Verbrechen an Kindern von Zwangsarbeiterinnen in Ingolstadt und dem ehemaligen Landkreis
von Agnes Krumwiede
214Paul Weinzierl – Dekonstruktion eines Vorzeige-Ingolstädters
von Martin Springfeld
237Mythen, Fakten und Abgründe im Kontext der Ermordung von Major John Reynolds
von Agnes Krumwiede
247Elin Reissmüller: „Nur dem Namen nach Parteigenossin”
von Thomas Schuler
273Die Akte Reissmüller
von Thomas Schuler
290Der Stadtrat muss öffentlich entscheiden – Das Gift der Geheimhaltung, ein Einspruch bei der Kommunalaufsicht und eine Niederlage für die Stadt
von Thomas Schuler
295„Es kamen fast täglich Zettel mit Namen, über die nicht berichtet werden durfte“ – Reissmüllers Meinungsmacht – Prozess um „Schwarze Listen“ beim Donaukurier
von Thomas Schuler
311Abbildungsverzeichnis mit Bildnachweisen
314Danksagung
315Autor:innenverzeichnis
317Abkürzungsverzeichnis
323Personenregister

325 Seiten

ISBN 978-3-945893-34-0

28,00 €

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