Kurt Georg Kiesinger

Von | 29. Februar 2020

Kurt Georg Kiesinger
(1904-1988), 1933 NSDAP, bis 1945 stellvertretender Leiter der Rundfunkabteilung im Auswärtigen Amt, 1966-1969 Bundeskanzler
Der prominenteste Fall in diesem Band dürfte der des Kurt Georg Kiesinger sein. Der ehemalige deutsche Bundeskanzler und Ministerpräsident Baden-Württembergs gilt seit der Ohrfeige, die er 1966 während des CDU-Parteitages von Beate Klarsfeld erhielt, als Musterbeispiel eines NS-Täters mit anschließend führender Tätigkeit im demokratischen Parteienspektrum. Doch diese Gewissheit, befördert zuerst durch „Parteifreunde“, später dann von parlamentarischer und außerparlamentarischer Opposition, wurde seit den Tagen von 1968 kaum noch hinterfragt. Kiesingers Biograf Philipp Gassert zeigt, dass Kiesinger wegen seiner exponierten politischen Stellung in eine Rolle kam, die kaum mit seiner realen Position im NS-Staat zu tun hatte. Natürlich: ein Demokrat war Kiesinger in der NS-Zeit nicht, aber eben auch nicht ein Supernazi, zu dem ihn manche seiner Gegner machten. Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt Gassert, was Kiesinger aus heutiger Sicht noch vorzuwerfen ist und was nicht.
Beschrieben in:
– THT 9, S. 237-249

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