Carltheo Zeitschel

Von | 7. April 2021

Dr. med. Carltheo Zeitschel
(1893–1945), Arzt, Freikorps Reinhard, 1923 NSDAP, 1935 Propagandaministerium, 1937 Diplomat, 1939 SS, Sturmbannführer, 1940 im „Sonderkommando Künsberg“, Judenreferent an der Botschaft in Paris und in Tunis.
Dr. med. Carltheo Zeitschel gehörte zu den wenig bekannten Männern im Hintergrund, die eine Umsetzung der Ermordung der europäischen Juden in den Mittelpunkt ihres Tuns gestellt haben. Der Leibarzt des entmachteten Kaisers Wilhelm II. wurde spätestens an dessen Hof zum Antisemiten und Aktivisten für die NSDAP. Die rote Linie seiner Gesinnung findet sich auch bei seiner späteren Verwendung als Referatsleiter im Propagandaministerium sowie als Legationsrat im Auswärtigen Dienst. 1940 als Feldpolizeidirektor beim Sonderkommando Künsberg jagte er nach fremden Kulturgütern. Als Judenreferent der Pariser Botschaft schlug er im August 1941 erstmals vor, die Juden Europas in die besetzten Ostgebiete zu deportieren. Als Judenreferent in Tunis beim Afrika-Korps koordinierte er die antisemitische Propaganda, um die muslimische von der jüdischen Bevölkerung zu entfremden. Immer war er „Scharfmacher und Sachwalter des SD“, wie sein Biograf Wolf-Ulrich Strittmatter zitiert. Seine Karriere endete 1943, als er eine 23 Jahre jüngere Italienerin heiratete, die als Dolmetscherin für die Wehrmacht arbeitete.
Beschrieben in:
– THT 11, S. 338-357

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