Ludwig Pankraz Zind

Von | 29. Februar 2020

Ludwig Pankraz Zind
(1907-1973), Studienrat in Offenburg, Antisemitismus 1957, Flucht nach Ägypten/Libyen, 1960 Festnahme in Neapel, 1970 Festnahme Düsseldorf
Die NS-Belastung des Offenburger Lehrers Ludwig Pankraz Zind wirkt im Nachhinein fast schon kurios. Vielleicht wäre sie nie weiter aufgefallen. Als Zind aber 1957 äußerte, stolz darauf zu sein, „als Pionierhauptmann“ mit seinen Männern „hunderte von Juden“ (oder „Russen“) erschlagen zu haben, wie überhaupt „viel zu wenig Juden vergast“ worden wären, setzte er ungewollt, so Frank Flechtmann, eine Spirale gegen sich in Gang. Bald berichtete auch der SPIEGEL über den weiterhin NS-affinen Lehrer, was dann wiederum ein weltweites Medienecho zur Folge hatte. Im April 1958 kam es nach vielem zeitgenössischen Hin und Her zum Prozess. Die Vorwürfe gegen ihn wurden präzisiert, aber nicht eindeutig bewiesen. Als er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde, gab es Kritik, weil hier eine Gesinnung bestraft worden wäre. Zind musste die Strafe allerdings nicht antreten, da er sich vorher nach Ägypten bzw. nach Libyen abgesetzt hatte. In der Folgezeit begann ein makabres Katz-und-Maus-Spiel: Zind reiste immer wieder einmal unbemerkt von deutschen Behörden nach Deutschland ein und ließ sich dabei auch noch von der Boulevardpresse hofieren. Was im Nachhinein wie billiger Klamauk wirkt, war in den 1950er Jahren Spiegelbild einer nur oberflächlich zur Demokratie gereiften Gesellschaft.
Beschrieben in:
– THT 9, S. 412-424

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