Otto Abetz
(1903-1958), Kunstlehrer, Botschafter im besetzten Frankreich
Dem Seiteneinsteiger im Auswärtigen Amt, Otto Abetz, war eine außergewöhnliche Karriere beschieden. Zunächst ein eher linksliberaler „Wandervogel“ und dabei schon immer frankophil, wurde er, ohne Diplomat zu sein, nach einer Verwendung im Büro des späteren Außenministers Joachim von Ribbentrop Botschafter im besetzten Frankreich. Hier nahm er sich, wie sein Biograf Eggert Blum zusammenfasst, große operative Freiheiten, insbesondere bei der Enteignung und Verfolgung französischer Juden. Doch nach seiner Verurteilung zu 20 Jahren Haft sorgte ein enges Netzwerk alter Kameraden dafür, dass Abetz bereits 1954 begnadigt wurde. Ohne Reue und ohne seine Rolle im „Dritten Reich“ angemessen zu reflektieren, gab er nun – nicht ohne Erfolg – bis zu seinem Unfalltod 1958 den Trommler für eine deutsch-französische Verständigung innerhalb eines geeinten Europas.
Beschrieben in:
– THT 8, S. 17-29
