Dr. Rudolf Aschenauer
* 21. Dezember 1913 in Regensburg, † 28. Januar 1983 in Nürnberg. Rechtsanwalt und Strafverteidiger, 1933 SA, 1937 NSDAP, Blockhelfer, Kulturstellenleiter und „Sachbearbeiter für juristische, volks- und staatsfeindliche Angelegenheiten” bei der NSDAP-Ortsgruppe Röcklplatz in München, mutmaßlich Mitarbeiter im Volkstumsreferat des Reichspropagandaamts des NSDAP-Gaus München-Oberbayern. 1947 Einstufung als „entlastet (Gruppe V), 1948 Verteidiger bei den Nürnberger Prozessen. 1963 Vorsitzender „Gesellschaft der Freunde Südtirols’; Mitte der 1970er Jahre Vorsitzender der „Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V.; 1973-1977 Vorsitzender des neugegründeten Vereins für das Deutschtum im Ausland, Beisitzer im Vorstand der „Gesellschaft für freie Publizistik”.
Der gebürtige Regensburger, den es schon bald nach München zog, war zwar noch Mitglied der NSDAP geworden, aber jung genug, um nicht in Gefahr zu geraten, persönlich an (Kriegs-)Verbrechen beteiligt zu sein. Von Haus aus streng katholisch und dabei völkisch-national, geriet der Anwalt allerdings mit der Verteidigung von NS-Belasteten nach 1945 mehr und mehr in deren Fahrwasser und mutierte atemberaubend schnell zum offenen Rechtsextremisten, wie sein Biograf Hubert Seliger kenntnisreich darlegt. Das rechtfertigt in diesem Fall auch einen vergleichsweise langen Artikel, denn mit Aschenauer gewinnen wir frappierende Einblicke in die Nachwirkungen des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik.
Beschrieben in:
– THT 16, S. 25-60
