Dr. Theodor Johannsen
(1880-1945) Arzt, 1933 Sonderkommissar für Hohenzollern und Kreisleiter Hechingen, NS-Multifunktionär
Der Hechinger Kreisleiter Dr. Theodor Johannsen, im Hauptberuf praktischer Arzt, war erst 1919 deutscher Staatsbürger geworden. Zeitlebens liebte es der gebürtige Este, seine Erlebnisse mit dem „Bolschewismus“ zum Besten zu geben. Das Wartezimmer seiner Praxis war, so sein Biograf Rolf Vogt, gleichzeitig Parteilokal der lokalen NSDAP. Als Nazi der ersten Stunde wurde er zum kommunalpolitischen Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Doch nach der Verwaltungsreform 1937, in der der Kreis Hechingen zerschlagen worden war, zog Johannsen sich schrittweise ganz aus der Tagespolitik zurück. Nach 1945 attestierte man ihm „Naivität“, aber auch Geldgier. Man spürt unverkennbar viel Nachhaltigkeit des nazistischen Denkens, wenn nach 1945 (!) ein ärztlicher Kollege in ihm gar „den undurchsichtigen Charakter des Slaven“ erkannt haben wollte.
Beschrieben in:
– THT 9, S. 222-236
