Alois Dörr
* 14. Januar 1911 Höpfingen (Krs. Buchen), † 18. Juni 1990 Höpfingen (heute: Neckar-Odenwald-Kreis). Steinbrecher und Landwirt, 5/1932 SA, 12/1932 NSDAP & SS (zuletzt: 3/1934 Rottenführer) bzw. 1939 Waffen-SS (zuletzt: 7/1942 Unterscharführer), 1940/45 „Kommandoführer“ im Frauen-Außenlager Helmbrechts des KZ Flossenbürg, 1960 verhaftet, 1969 Anklage wg. Mordes in 217 Fällen, am 31. Juli 1969 „lebenslänglich“ für fünffachen gemeinschaftlich begangenen Mord, 1979 von Ministerpräsident Alfons Goppel begnadigt.
Alois Dörr war ein Meister darin, den Harmlosen zu spielen, dem das ganze Ausmaß seiner Untaten einfach nicht zuzutrauen sei. Dabei war er fünf Jahre „Kommandoführer“ des Flossenbürger Außenlagers Helmbrechts, wo 680 versklavte Frauen in 12-Stunden-Schichten Flugzeugteile herzustellen hatten. Über untragbare Zustände der von ihm verantworteten Unterbringung hinaus ist er dort zum Mörder geworden; der Politologe Daniel Goldhagen hat bezeichnenderweise die Zustände im Lager Helmbrechts als „Hölle“ bezeichnet. Doch vor der Spruchkammer wurde Dörr 1947 nur als „Mitläufer“ der Gruppe IV eingestuft! Erst 1969 wurde er nach einem zweiten Verfahren zu „lebenslänglich“ verurteilt, aber schon 1979 wieder begnadigt. Der Bürgermeister seines Wohnortes Höpfingen meinte damals, Dörr habe doch nur „zum Wohle des Vaterlandes … seine Pflicht getan“!
Beschrieben in:
– THT 20, S. 63-72
