Max Brose
* 4. Januar 1884 in Osnabrück, † 11. April 1968 in Coburg. Kaufmann, Unternehmer, Fabrikbesitzer, Gründer der Metallbaufirma Max Brose & Co. und NS-Funktionär. 1933 NSDAP sowie NSKK (Kraftfahrer-Korps), 1933 Präsident der IHK Coburg, 1938 Wehrwirtschaftsführer sowie Abwehrbeauftragter seines Betriebes. Ab 1936 Produktion von Rüstungsgütern für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg. 1939/45 hunderte von staatlich zugeteilten Zwangsarbeiter:innen. Im Zuge der „Arisierung” durch Zwangsversteigerung unter Wert Erwerb der Villa des jüdischen Unternehmers Abraham Friedmann. Nach 1945 angeklagt als Belasteter (Gruppe II) später herabgestuft zum „Mitläufer“ (Gruppe IV). 2004 noch keine Straßenbenennung nach ihm, 2015 nach Protesten von Broses Enkel, dem Entzug von Fördergeldern und einer beschönigenden pseudo-wissenschaftlichen Auftragsarbeit die „Max-Brose-Straße“. Ein wissenschaftliches Gutachten des Institutes für Zeitgeschichte bestätigte 2024 den Vorwurf des unrechtmäßigen „Arisierungs”-Gewinnes, von hohen Profiten durch Rüstungsaufträgen, die Max Brose anfangs selbst beantragt hatte, sowie von Misshandlungen von Zwangsarbeiter:innen.
Nur bei wenigen NS-Belasteten gehen heute die Meinungen so sehr auseinander wie im Fall des Coburger Unternehmers Max Brose. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Historiker und Sozialwissenschaftler wenig Einigkeit in der Beurteilung zeigen, wie THT-Autor Thomas Schuler zusammenfassend aufzeigt. Der Bochumer Historiker Armin Nolzen schlägt vor, in Übereinstimmung mit der heutigen Forschungslage nüchtern zu fragen, ab wann „sich eine Person an der Bildung und Aufrechterhaltung einer Kooperationsstruktur mit verbrecherischen Zielen beteiligt habe“. Im Fall Brose könnte dieses Vorgehen den Durchbruch bedeuten. Denn damit gehe es, so Nolzen, primär nicht mehr um die individuell beweisbare Mitwirkung an NS-Verbrechen, sondern um die persönliche (und durchaus strafwürdige) Verantwortung für historisches Unrecht.
Beschrieben in:
– THT 20, S. 36-62
