Anton Wurzer
(1.8.1893 Altenstadt/Waldnaab – 5.1.1955 Amberg). Lehrer, Schriftsteller („Heimatdichter“), 1933 NSDAP, danach zahlreiche Funktionärstätigkeiten, darunter 1935 – 1938 Kreiskulturstellenleiter Vohenstrauß. Seit ca. 1944 V-Mann des SD. Im Spruchkammerverfahren verurteilt zuerst als Belasteter (Gr. II), dann als Minderbelasteter (Gr. III).
War der Heimatdichter Anton Wurzer ein Nazi oder war er es nicht? Diese Diskussion dürfte nach dem Artikel seines Biografen Marc Rothballer wieder an Fahrt aufnehmen, zumal neue kaum abweisbare Dokumente ausgewertet wurden. Dabei überrascht, wie bei jemandem, der schon 1921 NSDAP-Mitglied wurde, überhaupt je ein gegenteiliger Eindruck entstehen konnte!? Wurzer war nach einer NS-Fortbildung auf der Kulmbacher Plassenburg mit den vielsagenden Worten beurteilt worden war: „Weltanschaulich voll klar und zum letzten bereit, wenn es nötig ist“. Nach 1945 hat er „weder literarisch noch autobiographisch (soweit überliefert)“ sein Verhalten im „Dritten Reich“ auch nur in Ansätzen angemessen reflektiert. Spannend auch, wie Rothballer Wurzer einen „heimeligen Lokalchauvinismus“ vorhält, der „an das Regime anschlußfähig“ gewesen sei: Das erscheint mir als Steilvorlage für weitere Untersuchungen auch über Wurzer hinaus.
Beschrieben in:
– THT 14, S. 335-342
