Dr. Edmund Veesenmayer
* 12. November 1904 in Bad Kissingen, † 24. Dezember 1977 in Darmstadt. Diplomvolkswirt, 1928 Dr. oec. publ., Hochschuldozent, ab 1932 enge Zusammenarbeit mit dem „Wirtschaftsbeauftragten des Führers“ Wilhelm Keppler, verm. Februar 1932 NSDAP, verm. Mitte 1934 SS (zuletzt: Brigadeführer), 1936/38 aktiv beim „Anschluss“ Österreichs, dann Sonderaufträge im Dienste des Auswärtigen Amtes, 1938/39 aktiv bei der Gründung der Slowakischen Republik und bei der Danzig-Krise am Vorabend des Weltkriegs, 1940/44 Irland-Beauftragter, 1941 an Errichtung des „Unabhängigen Staates Kroatien“ beteiligt, beteiligt an der Judenvernichtung in Serbien, 1943/45 Gesandter und „Bevollmächtigter des Großdeutschen Reiches“ in Ungarn, 1947/49 XI. Nürnberger Nachfolgeprozess („Wilhelmstraßen“-Prozess), Verurteilung zu 20 Jahren Gefängnis, 1951 Begnadigung und Haftentlassung; bis zum Tod aktiver Neonazi.
Dr. Edmund Veesenmayer gehört in diesem Band, wie Wolf-Ulrich Strittmatter feststellen musste, zu den besonders komplexen Fällen. Grundsätzlich mutierte Veesenmayer im Verlauf seines Beamtendaseins vom Handlanger zum selbstverantwortlichen Aktivisten mit immer mehr Befugnissen. Nachdem er anfangs karrierefördernd im Schatten von Wilhelm Keppler (1882–1960) tätig war, dem Chef des berüchtigten SS-Freundeskreises für Unternehmer, ergaben sich für ihn immer diffizilere Aufgabenstellungen: An der Universität, dann in Österreich, dem „Sudetenland“ sowie im tschechischen Kernland bzw. dem Protektorat Böhmen und Mähren, der Slowakei, in Danzig, in Irland, in Serbien und schließlich in Ungarn. Auch seine Nachkriegskarriere ist spannend: die Verhöre, der Wilhelmstraßen-Prozess, seine Begnadigung, nach 1945 sein Engagement im neonazistischen Naumann-Kreis sowie 1953/55 seine zeitweise Anstellung als Handelsvertreter im Getreideunternehmen des NS-belasteten Alfred C. Toepfer (1894–1993).
Beschrieben in:
– THT 19, S. 244-265
