Franz Halder
* 30. Juni 1884 in Würzburg, † 2. April 1972 in Aschau im Chiemgau. 1938-1942 Chef des Generalstabs des Heeres, Vorbereitung der Angriffskriege gegen Polen, Frankreich, die Balkanstaaten sowie die Sowjetunion, Mitverantwortung für die Verbrechen der Wehrmacht an der sowjetischen Zivilbevölkerung und der Ermordung sowjetischer Politkommissare, 1942 Versetzung in die Führerreserve, 1944/45 KZ-Haft, 1945-1948 Kriegsgefangenschaft und Zivilinternierung, 1948-1961 Leiter der Control Group bei der Historical Division der U.S. Armee, Architekt der Legende von der „sauberen Wehrmacht“.
Der General Franz Halder, unter Hitler 1938 bis 1942 hochbelasteter Chef des Generalstabs des Heeres, war einer der Architekten des deutschen Angriffskrieges in Osteuropa. Weil er nach dem 20. Juli 1944 mit dem militärischen Widerstand in Verbindung gebracht wurde, endete das für ihn mit wenigen Monaten KZ-Haft. Das aber half ihm, ab 1948 für die kommenden 13 Jahre bei der „Historical Division“ der US-Army eine kaum überschätzbare Rolle für die Deutung der Wehrmacht in der bundesdeutschen Geschichtsschreibung spielen zu dürfen. Als einer von fünf Generälen war Halder Mitverfasser einer sog. „Generalsdenkschrift“ zur Entlastung der Wehrmacht. Wie seine Biografin Esther-Julia Howell betont, ist Halder als „mit Abstand wichtigster Protagonist“ hauptverantwortlich für die Begründung der Legende von der angeblich „sauberen Wehrmacht“, die in Restbeständen bis heute besteht (z.B. die Konservierung des Mythos Rommel in der Bundeswehr). Als vermeintlich unpolitischer Experte zielte er immer auf künftige Einsätze, insbesondere den antizipierten Konflikt mit der Sowjetunion.
Beschrieben in:
– THT 19, S. 94-105
