Franz Krapf
* 22. Juli 1911 in München, † 22. Oktober 2004 in Bonn. Dipl.-Volkswirt, ab 1938 Diplomat (bis 1945 Legationssekretär). 1933 SS (zuletzt Untersturmführer), will 1939 aus der SS ausgetreten sein, 1936-1945 NSDAP, nach 1945 „entlastet Kaufmann, 1951-1976 erneut im diplomatischen Dienst, zehn Jahre deutscher Botschafter der Bundesrepublik in Japan bzw. bei der NATO.
Franz Krapf galt zeitlebens als untadeliger Beamter. Zuletzt vertrat er die Bundesrepublik Deutschland als Botschafter bei der NATO. Als er aber nach seinem Tod 2004 entsprechend gewürdigt werden sollte, schwappte das Fass über und eine heftig geführte Debatte über die Rolle des Auswärtigen Amtes (AA) im NS-Staat setzte ein, die schließlich zur Berufung einer „Unabhängigen Historikerkommission“ führte. Dem AA wurde eine eigenständige Rolle als Wegbereiter für den Holocaust nachgewiesen und Krapf wurde als erstem ehemaligen Mitarbeiter des AA die offizielle Ehrung wegen NS-Belastung verweigert. Spannend und lehrreich bis heute ist, wer sich damals mit welchen Argumenten gegen die Entscheidung des amtierenden Außenministers Joschka Fischer stellte und wie ein Weg gefunden wurde, um Krapf unter Umgehung Fischers doch noch zu „würdigen“: sein Vorgänger Genscher hielt eine inoffizielle, im AA nicht archivierte Rede.
Beschrieben in:
– THT 16, S. 249-255
