Dr. Heinrich Berndl
(1887 – 1973), Jurist, 11/1931 Oberbürgermeister 1932-1945 und 1952-1966, 05/1933 NSDAP und 11/1933 SA, führend daran beteiligt, jüdische Häuser und Grundstücke unter Wert in städtischen Besitz zu bringen, vor der Spruchkammer „Entlasteter“.
Dass jemand Oberbürgermeister vor und auch nach 1945 war, ist in dieser Reihe mehrfach Thema gewesen. Carl Jaspers (1883-1969) hatte zu einem dieser Fälle grundsätzlich angemerkt: „Ein typischer Mitläufer und unbedeutender Charakter, aber ein tüchtiger Bürgermeister.“ Man kann diesen Maßstab auch in weiteren Fällen als Ausgangshypothese verwenden. Der Memminger OB Dr. Heinrich Berndl etwa mutierte erstaunlich schnell zum geschmeidigen Opportunisten. Ursprünglich parteilos, wurde er im Mai 1933 sogar zum NSDAP-Parteigenossen, seinem Kreisleiter Wilhelm Schwarz willfährig ergeben. Im Vorgehen gegen die Memminger Juden bewies er sein hohes Maß an Brauchbarkeit für die Nazis. Ob dieser Charakterzug auch bei seinen Wiederwahlen von 1952 bis 1966 noch eine Rolle spielte, jetzt als Kandidat von CSU und Freien Wählern, bleibt allerdings unklar. Sein Biograf Paul Hoser urteilt: „Eine wissenschaftlichen Anforderungen genügende Darstellung von Berndls Aktivität in der Nachkriegszeit existiert bis heute nicht.“
Beschrieben in:
– THT 12, S. 43-55
