Johann Seißler
(1888 – 1971), Polizist, 1933 NSDAP, 1942 – 1945 Leiter der Kripo Memmingen, verwickelt in Sterilisationen von Sinti und Roma, 1948 vorzeitig pensioniert, danach Privatdetektei in Memmingen.
Memmingen gehörte zu den Orten, wo die Kriminalpolizei auch die Aufgaben der Gestapo mit zu übernehmen hatte. Als 1942 Johann Seißler ihr Leiter wurde, hatte er es schon bald mit der Verfolgung der letzten rassistisch aus der „Volksgemeinschaft“ Verstoßenen zu tun, insbesondere mit Sinti und Roma. Dabei erwarb er sich, so sein Biograf Hubert Seliger, „einen schlimmen Ruf“, verstärkt noch dadurch, dass er sich auch gegenüber Antifaschisten als „Draufgänger“ erwies. Seine persönliche Schuld verstand Seißler nach Kriegsende allerdings nicht. Er blieb den alten Überzeugungen treu und galt rückblickend als „idealer Handlanger des verbrecherischen Nazi-Systems“ bzw. als dessen „brutaler Scherge“. Trotzdem wurde er gemäß dem Zeitgeist nur zum „Mitläufer“ erklärt. Am Ende stand der Zahlung von Altersruhegeld nichts im Wege.
Beschrieben in:
– THT 12, S. 279-298
