Josef Gallinger

Von | 28. September 2024

Dr. Josef Gallinger
4. September 1909 in Froschhausen bei Murnau, † 1. Oktober 1975 in Garmisch-Partenkirchen. Dr. iur., Verwaltungsjurist, 1933 NSDAP und SA, ab 1938 Verwaltungsjurist in Bayern, 1940 bis 1942 Militärverwaltungsbeamter im besetzten Frankreich, 6/1942–9/1944 stellv. Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Nancy – BdS Paris Abteilung IIpol – stellv. KdS Vichy, 9/1944–5/1945 Wehrmacht, 1945–1947 Kriegsgefangenschaft, 1948 als „Mitläufer“ entnazifiziert, 1950 Todesurteil in Abwesenheit Militärgericht Lyon, 1952 Rückkehr in den Staatsdienst, 1967 Regierungsdirektor bei der Regierung von Oberbayern.
Dr. Josef Gallinger war Täter aus der Sicherheitspolizei. Der Schwerpunkt der Studie seiner Biografin Astrid Gehrig liegt auf seiner Rolle im besetzten Frankreich bzw. seiner beharrlichen Abgrenzung als vermeintlich bloßer Verwaltungsbeamter nach 1945. Gallingers Verteidigungsstrategie, strikt zwischen „Exekutive“ und „Verwaltung“ zu unterscheiden und daraus zu folgern, dass die „wirklichen Verbrecher“ und Verantwortlichen in den Exekutiv-Referaten (vor allem der Gestapo) saßen, nicht aber in den Verwaltungsreferaten, war letztlich erfolgreich. In der Bundesrepublik aber fehlte das Interesse, die NS-Besatzungsherrschaft in Frankreich aufzuarbeiten. Sein Fall beschämt bis heute.
Beschrieben in:
– THT 18, S. 79-111

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