Kurt Christmann
* 1. Juni 1907 in München, † 4. April 1987 in München. Jurist, SS-Obersturmbannführer, 1923 Teilnahme Hitlerputsch, 1933 SS + NSDAF, 1934-38 Bayer. Politische Polizei/Gestapo München, 1938 Gestapo Wien, Innsbruck, 1939-1942 Leitung Gestapo Salzburg, 1942/43 Leitung EK 10a der EG D (Region Krasnodar), 1943 Leitung Gestapo Klagenfurt, ab 1944 Leitung Gestapo Koblenz, 1946 Flucht aus Internierungslager Dachau, unter falschem Namen in US- und englischen Diensten, 1948 auf der „Rattenlinie” über Rom nach Argentinien, 1956 Rückkehr nach München, erfolgreicher Immobilienmakler, 1960er/70er Jahre Prozessverschleppung, erst 1980 Verurteilung zu zehn Jahren wegen Beihilfe zum Mord.
Kurt Christmann, der „als erfahrener SD-Führer ein gewiefter und rücksichtsloser Taktiker war, der über Leichen ging“, wie sein Biograf Wolf-Ulrich Strittmatter formuliert, galt als Angehöriger der „kämpfenden Verwaltung“ (Heydrich) ein Leben lang als rechtsorientiert, autoritätsfixiert, gefühllos und unbarmherzig. Seine Bilderbuchkarriere mit Hilfe Himmlers bei der Gestapo ist dennoch kaum bekannt, da seine Akten bzw. Dokumente heute über ganz Süddeutschland und Österreich und noch darüber hinaus unübersichtlich verteilt liegen. Nach 1945 wieder bestens vernetzt gelang es erst 1980, ihn überhaupt vor Gericht zu bringen und zu verurteilen. Zu dieser Zeit hatte er es in München als Immobilienmakler längst wieder zu großem Einfluss und Reichtum gebracht.
Beschrieben in:
– THT 16, S. 68-91
