Lambert Friedrichs

Von | 28. September 2024

Lambert Friedrichs
* 3. September 1896 in Anrath (heute: Willich, Lkr. Viersen, NRW), † 22. Juni 1977 in München. Versicherungsvertreter,1926–1945 NSDAP (Nr. 37.497), 1929–1939 SA (zuletzt: Obersturmführer), bis 1943 förderndes Mitglied der SS, 1933 Beauftragter des Sonderkommissars im Kreis Dachau, 1933–1937 Kreisleiter Dachau, 1934–1937 Bürgermeister Dachau, 1935­–1936 zusätzlich Kreisleiter Aichach. 1937–1943 Kreisleiter Ingolstadt, 1941–1943 zusätzlich Kreisleiter Pfaffenhofen. 1946 Schuhmacher. 1947 Spruchkammer (zuletzt 1950 „Belasteter“ der Gr. II). 1950 Hausierer mit Schuhwaren, 1951 „Wohlfahrtsarbeiter“ beim Stadtbauamt Ingolstadt (für 27 Wochen).
Der aus Westfalen stammende Versicherungsvertreter Lambert Friedrichs pochte zeitlebens darauf, im „Dritten Reich“ im Unterschied zu „Parteifanatikern“ einer der wirklichen „Idealisten“ gewesen zu sein. Entsprechend feilte er lebenslang an seinem Auftritt als überragender Redner, als „zweiter Goebbels“ gar, der mit quasireligiösem Pathos politische Gegner zu bekehren suchte. Als Kreisleiter und Bürgermeister zuerst von Dachau, später auch als Kreisleiter von Aichach, Ingolstadt und Pfaffenhofen wollte er allerdings von der Realität, etwa den „Dinge(n), die man sich von Dachau erzählt“, kaum etwas erfahren haben. Immerhin machte er nachweislich seinem Gauleiter in diesem Zusammenhang wüste Vorhaltungen und nahm in Kauf, dass ihm 1943 jede politische Tätigkeit untersagt wurde. Dem Widerstand zugetan war Friedrichs dennoch nie. Letztlich scheiterte er an seinem übergroßen Ego und seiner gleichzeitig missionarisch anmutenden Art, und das als „Auswärtiger“. Der spätere Dachauer Bürgermeister Nikolaus Deichl (1893–1980) erklärte 1947, von der bayerischen Bevölkerung sei Friedrichs „nicht ernst genommen“ worden.
Beschrieben in:
– THT 17, S. 138-149

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