Leon Humeniuk

Von | 3. August 2025

Leon Humeniuk / Johann Habit
* 12. September 1912 in Slobodka, Galizien (Polen), † 1. Juni 1993 in Marktschorgast, Krs. Kulmbach. Ukrainischer Herkunft (geboren als Lew Humeniuk), als Leo Humeniuk Ausbildung zum evangelischen Pastor in Neuendettelsau, danach (als Leon Humeniuk) mordender „Sicherheitspolizist“ des SD im Generalgouvernement. Nach 1945 neue Identität und neues Leben als Johann Habit und als langjähriger SPD-Gemeinde- und Kreisrat, Funktionär der Arbeiterwohlfahrt und der IG Metall, Vorsitzender des Sportvereins und selbständiger Unternehmer in Marktschorgast.
In dieser Buchreihe gibt es immer wieder Fälle, die machen fassungslos: Kann so etwas wirklich geschehen sein? In diesem Fall brechen der Sohn Peter Habit sowie Agnieszka Jankowska das Schweigen: Der gebürtige Ukrainer Lew Humeniuk hatte sich im Sommer 1932 evangelisch taufen lassen, was ihm in Neuendettelsau eine Ausbildung zum Missionar einbrachte. Doch dann gab es für ihn keine Stelle als Pastor „nahe der ukrainischen Heimat“, so dass er, wegen seiner Sprachkenntnisse, als „Kriminalangestellter“ beim deutschen Sicherheitsdienst (SD) im Generalgouvernement anheuerte. 1940 ließ er sich dann im Volksdeutschen Lager der NSDAP als „Nikolaus Schneider“ „eindeutschen“. Fortan gingen zahlreiche Menschenrechtsverletzungen im besetzten Polen bzw. im Raum Sanok auf sein Konto. Mit Hilfe der Gestapo verschaffte er sich bei Kriegsende eine neue Identität. Aus Leon (Lew) Humeniuk wurde Johann Habit. Unter diesem Namen meldete er sich 1945 in Marktschorgast an. Er wurde Mitbegründer von Ortsverbänden der Heimatvertriebenen sowie der Arbeiterwohlfahrt, engagierte sich als Betriebsratsvorsitzender und wurde über 30 Jahre lang für die SPD in den örtlichen Gemeinderat gewählt. Im Allgemeinen Sportverein war er Vorsitzender. Spätere Ermittlungsverfahren wurden mangels Beweises ohne Verurteilung eingestellt.
Beschrieben in:
– THT 20, S. 123-149

Kategorie: