Lorenz Sonderer
* 22. Januar 1901 in Murnau, † 9. Dezember 1961 in Murnau. Lehrer, Vereinsfunktionär, 1929 NSDAP, Blutordensträger, 1933 Kreisjugendführer (HJ), 1934 HJ-Bannführer, 1942 Wehrmacht (1. Gebirgsjäger-Bataillon, mutmaßliche Beteiligung an Kriegsverbrechen in Griechenland, in der Ukraine und in Österreich), 1948 Minderbelasteter (Gruppe III), 1949 Mitläufer (Gruppe IV). Ab 1952 Geschäftsführer des Kur- und Fremdenverkehrsvereins, Bundesverdienstkreuz am Bande.
Lorenz Sonderer war zeitlebens stark vom Vereinsleben seiner Heimatstadt Murnau geprägt. Sein Einsatz für den Wintersport bzw. den Fremdenverkehr ist bis heute bemerkenswert. In NS-Tagen mutierte er allerdings parallel zum hochrangigen Funktionär der Hitlerjugendrepräsentierte fortan die Gleichschaltung der Vereine im Werdenfelser Land. Im Zweiten Weltkrieg war Sonderer in der Ukraine sowie auf dem Balkan an der „Partisanenbekämpfung“ sowie Massenerschießungen beteiligt. 1945 befehligte er die Niederschlagung einer Gefangenenrevolte des Zuchthauses Stein/Niederösterreich, wobei ca. 200 Menschen erschossen wurden. Nach 1945 führte er die Geschäfte des Kur- und Fremdenverkehrsvereins, u.a. mit dem Vorschlag, zu dessen Förderung einen Teil der Kriegsflüchtlinge wieder abzuschieben. Nach 1952 aufgestiegen zum Verkehrsdirektor, überhäuften man ihn mit Ehrungen; der Bürgermeister nannte ihn gar einen „Samariter im öffentlichen Leben“. Seine Biografin Edith Raim hingegen betont, dass es „harmlosen“ Nationalsozialismus nicht gab.
Beschrieben in:
– THT 18, S. 309-325
