Willy Sachs
* 23. Juli 1896 in Schweinfurt, † 19. November 1958 in Oberaudorf, Gut Rechenau (Ldkrs. Rosenheim). Industrieller, SS-Obersturmbannführer, Wehrwirtschaftsführer, Mitglied der NSKK und der SA, ab 1933 NSDAP und SS. Nach 1945 im Spruchkammerverfahren Gruppe IV (Mitläufer), Bundesverdienstkreuz, ehem. Ehrenbürger von Schweinfurt.
„Was soll ich machen, ich hab nur den einen…“ Ernst Sachs, Gründer und Alleininhaber der Schweinfurter Fichtel & Sachs A.G., wusste, dass er seinem Sohn inmitten der Weltwirtschaftskrise ein gewaltiges Erbe hinterließ, dem dieser alleine nicht gewachsen sein würde. Für die Führungsposition in der Firma fehlten dem Alleinerben Willy Sachs, wie sein Biograf Thomas Horling schreibt, „fast alle Talente“. Willy Sachs durfte sich „Generaldirektor“ und „Konsul“ nennen. Vom Vater installierte Mitarbeiter führten die Firma in seinem Sinne weiter. Willy Sachs suchte ab 1933 die persönliche Nähe zu Göring und Himmler, diese verschaffte ihm endlich öffentliche Anerkennung, die ihm sonst verwehrt blieb. Bei der Einweihung des von ihm gestifteten Schweinfurter Stadions trat Willy Sachs 1936 in SS-Uniform auf und huldigte dem Führer. Durch Großspenden in Millionenhöhe unterstützte er Partei und SS in erheblichem Maße. So wurde in der SS darüber hinweggesehen, dass der Obersturmbannführer ehrenhalber (ab 1943) in „weltanschaulichen Fragen … keine Ahnung“ hatte. Bis zu 4.000 Zwangsarbeiter wurden bei Fichtel & Sachs ausgebeutet. Ein Schuldbewusstsein war bei Willy Sachs nicht zu erkennen. Im Spruchkammerverfahren, das stellenweise einem Komödienstadel glich, kam der Vorsitzende zu dem Schluss, Willy Sachs sei „Nationalsozialist, aber kein Nazi“ gewesen.
Beschrieben in:
– THT 19, S. 209-224
