Xaver Knaup
* 27. August 1893 in Altena/Westfalen, † 21. November 1950 in Würzburg. Verwaltungskaufmann, Bergwerksangestellter, Eisenbahner, spätestens ab 1930 NSDAP + SA (zuletzt: 1944 Standartenführer). 1930 Ortsgruppenleiter Kahl, 1930/36 Kreisleiter Alzenau, 1933/38 Gauschulungsleiter im Gau Mainfranken. 1933/45 MdR, 1936/43 Kreisleiter und Oberbereichsleiter Würzburg. 6/1941 bis 1943 Berater bei der „Nasjonal Samling“ (Norwegen), 1942/43 Beauftragter der NSDAP/AO Oslo, 1943/45 Kreisleiter Litzmannstadt (Polen).
Ein weitgehend Unbekannter bis heute ist Xaver Knaup geblieben, ursprünglich unterfränkischer Kreisleiter der Nazis, zuerst in Alzenau, dann in Würzburg. Alleine damit wäre der Grad seiner Schuld wohl irgendwo im mittleren Bereich anzusiedeln. Doch die Nachforschung zu ihm gestaltet sich schwierig; aussagekräftige Quellen fehlen. Nachweisbar ist heute allerdings, was kaum jemand ahnte oder geahnt haben will: Knaup fungierte in den vierziger Jahren als eine Art nationalsozialistischer Entwicklungshelfer. In Norwegen arbeitete er undurchsichtig als „Berater“. Später wurde er von 1943 bis 1945 der letzte Kreisleiter von Litzmannstadt in Polen. Das dortige Judenghetto war bereits zum KZ herabgestuft worden. Als er ankam, lebten noch 85.884 Juden; als er im Januar 1945 in Richtung Westen flüchtete, waren es noch ca. 980 Personen. Was er in der Zwischenzeit genau trieb, wissen wir nicht. Seine Mitverantwortung im Schatten des Genozids bleibt im Einzelnen unerforscht.
Beschrieben in:
– THT 19, S. 143-153
